Gestern wurde die neue Berliner Senatsverwaltung für Feminismus und Sorge-Arbeit eingeweiht. Die frischgebackene Senatorin Herta Buntschuh empfing in den neuen Räumen im Stadtschloss VertreterInnen verschiedener Initiativen. Im Gespräch mit dem Berliner Morgenrot betont die Senatorin, dass diese Initiativen mit ihrer Arbeit letztlich diese besondere Senatsverwaltung erst ermöglicht hätten. Auf die neue Senatorin warten viele Aufgaben: der Ausbau der Kita-Plätze hatte zwar in den letzten Jahren begonnen, aber hier muss noch kräftig investiert werden. „Zusätzlich brauchen wir jedoch höhere Gehälter für ErzieherInnen, SozialpädagogInnen und für das Pflegepersonal in Altenheimen und Kliniken“ erläutert die Senatorin. „In diesen Berufen sind überdurchschnittlich Frauen beschäftigt, oft in Teilzeit. Kommen diese Frauen ins Rentenalter, ist Armut vorprogrammiert. Höhere Gehälter machen den Beruf attraktiver – vielleicht auch für Männer.“
Wichtig ist der Senatorin der Kontakt zu den Initiativen, die noch andere Themen einbringen und Forderungen an die neue Senatsverwaltung stellen. „Wir kämpfen dafür, dass auch die Arbeit wertgeschätzt wird, die überwiegend Frauen zu Hause leisten: kochen, waschen, putzen, sich um Kinder kümmern oder um die Oma“ ergänzt Olga Kalischnewski, Sprecherin des Netzwerks Care Revolution. „Wir haben uns in unseren Versammlungen immer wieder darüber ausgetauscht, wie diese Arbeit mehr beachtet werden kann und wie man diejenigen entlasten kann, die viel Sorgearbeit leisten müssen.“ Ein erster Erfolg ist die 20-Stunden-Woche. „Das war großartig“ schwärmt Olga Kalischnewski. „Jetzt hat auch mein Partner mehr Zeit und kann sich im Haushalt einbringen. Und ich habe endlich mehr Zeit für mich.“
Andere Initiativen wie Feminism Unlimited fordern, dass sich stärker gegen Sexismus und Antifeminismus engagiert wird. Alex Schmitt von Feminism Unlimited erläutert warum: „Ist es nicht verrückt? Eigentlich ist viel durch feministische Kämpfe erreicht worden: Frauen können entscheiden, ob sie Kinder wollen oder nicht. Wir leben in Paarbeziehungen, in WG’s oder allein. Wir sind lesbisch oder hetero… Und nach wie vor gibt es ein paar Idioten, die die Uhr zurückdrehen wollen, um uns wieder einzusperren in uralte Geschlechterrollen.“ Die Eröffnung der neuen Senatsverwaltung kann daher nur ein erster Schritt sein. „Wir sind alle unterschiedliche Frauen mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen“ sagt Alex Schmitt. Man sei sich darüber im Klaren, dass die Probleme nur mit allen zusammen gelöst werden können. „Geschlechterverhältnisse sind aber nicht in Stein gemeißelt. Sie können geändert werden.“
Bild: samchills auf flickr.com – Lizenz: CC BY 2.0