Eine neue Hoffnung: Hamburg 2017

Der G20 Gipfel vom 7. bis 8. Juli 2017 in Hamburg ist aufgrund der Gegenproteste zur Legende geworden. Berliner Morgenrot sprach mit Eleanor und Johanna. Die beiden Berlinerinnen waren damals mit dabei. Heute legen sie als DJanes in der ehemaligen Elbphilharmonie auf.

Was hat euch damals bewogen nach Hamburg zu gehen?

2017 war ja schon seit 10 Jahren Dauerkrise. Und die Regierungschefs der G20 haben sich da immer noch als die Retter der Welt aufgespielt, die zum Wohle aller über Lösungen beraten. Uns war aber klar, dass sie nur im Interesse der Reichen und Mächtigen handelten und das Problem und nicht die Lösung waren. Das hatte man schon daran gesehen, dass die ganze Stadt faktisch im Belagerungszustand war, überall Bullen! Alles war abgesperrt, damit sie ruhig im Hinterzimmer darüber reden konnten, wie sie uns noch effektiver ausnehmen und ausbeuten können, um ihre mageren Renditen aufzupolieren. Wir wollten bei dem Spiel nicht mitmachen und deutlich zeigen, dass sie uns nicht vertreten. Wir wollten ihrem Credo des „Weiter so“ und der „Sachzwänge“ ein Nein entgegenstellen und zeigen, dass es Alternativen gibt.

Das Motto der Proteste hieß ja „Rebellion entsteht aus Hoffnung“. Wirklich hoffnungsvolle Zeiten waren das damals aber nicht.

Hoffnung entsteht aber wiederum aus Unzufriedenheit, wie schon der Science-Fiction-Philosoph Ernst Bloch wusste. Und unzufrieden waren viele. Wir wollten das die Herrschenden spüren lassen. Die Jüngeren von uns wissen heute meist gar nicht mehr, wer das alles war, aber für uns war es wahnsinnig wichtig, dass wir Trump, Erdogan, Merkel, Putin, Temer und wie sie alle hießen, einen derart deftigen Empfang bereitet haben. Rückblickend kann man sagen, das war der Anfang von ihrem Ende. Die Proteste haben damals vielen Kraft gegeben, auch in ihren Heimatländern weiterzumachen. Außerdem haben der Gegengipfel und die Aktionen viele Menschen aus der ganzen Welt zusammengebracht und den Austausch zwischen ihnen ermöglicht. Damals ist eine wirklich globale Bewegung gegen die Zumutungen der G20 und ihre Welt entstanden.

Hamburg wurde durch die Proteste ja sehr verändert, was genau ist seitdem passiert?

Es war ein unglaubliches Erlebnis. Zehntausende haben sich an den Demos und Blockaden beteiligt, unter anderem haben wir damals die Elbphilharmonie gekapert. Der Beat der Siegesfeier war in der ganzen Stadt zu hören. Die Akustik ist hier wirklich gut. Hamburg ist jetzt eine rebellische Stadt und gehört allen Menschen, die darin leben. Wir lassen uns nicht erzählen, dass irgendwer nicht zu uns gehört, nur weil der Pass kein deutscher ist. Zur Versorgung der Menschen haben wir die Infrastruktur der Stadt in Selbstverwaltung übernommen. Wir entscheiden alle zusammen in der neuen Kiezversammlung. Eine konkrete Utopie, die weltweit Schule machte. Auch durch das globale Kommunikationsnetz, an dessen Aufbau wir seit damals arbeiten. Endlich gibt es keinen Grund mehr für Traurigkeit.

Vielen Dank für das Interview.